28.12.05

Elizabeth Zimmermann's Knitter's Almanac

Zu Weihnachten habe ich gleich einen ganzen Schwung Strickbücher bekommen, wundert euch also nicht, wenn ihr bis Januar nur spärlich von mir hört.

Das erste Buch, das ich noch während der Feiertage verschlungen habe, ist Elizabeth Zimmermann's Knitter's Almanac mit Strickprojekten für jeden Monat des Jahres. Aber es ist kein gewöhnliches Anleitungsbuch, sondern in Prosa geschrieben mit einigen Anekdoten aus Zimmermann's Leben und vor allem vielen nützlichen Stricktipps. Obwohl ich schon seit über zwanzig Jahren stricke, konnte ich dabei noch einiges lernen.

Alle Projekte werden zunächst in Textform vorgestellt, mit Erläuterungen zu Mustern und Techniken, Hinweisen für mögliche Abwandlungen, Tipps und Tricks. Zimmermanns Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und macht es auch Strickanfängern leicht, sich ohne Angst vor vermeintlich komplizierten Techniken fürs Stricken zu begeistern. Erfahrene Stricker können sich direkt nach diesen Texten richten und die Modelle nachstricken. Für alle anderen gibt es zusätzlich noch herkömmliche Anleitungen, mit genauen Angaben zu Wolle, Nadelstärke, Maschenzahl usw.

Im Anhang findet sich eine Übersicht über nützliche Stricktechniken wie angestrickte Ränder, Knopf- und Daumenlöcher, elastische Abschlussreihen und, und, und. Ich habe ja so einige Strickbücher im Regal stehen, aber hier habe ich doch noch manchen Kniff gefunden, den ich vorher nicht kannte, z.B. Emily Ocker's circular beginning für runde Schals und Deckchen.

Der einzige Nachteil dieses hervorragenden Buches ist, dass es bisher (soweit ich weiß) noch nicht auf deutsch erschienen ist. Allen, die sich noch ein wenig an ihr Schulenglisch erinnern, lege ich dieses Buch aber wärmstens ans Herz.
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27.12.05

Die verstrickte Dienstagsfrage
Woche 52/2005

Das Wollschaf hofft, das ihr wunderschöne Weihnachten verbracht habt und reich beschenkt wurdet. Dazu passt die folgende Frage!

Wenn ich dir heute 100 Euro schenken würde, welche Wolle müsstest du davon unbedingt haben?
Momentan würde ich mich wahrscheinlich für Merinowolle zum Spinnen entscheiden, in bunten Farben oder mit Farben zum Selberfärben dazu.

Ich habe nämlich zu Weihnachten ein Spinnrad bekommen! Fotos davon und andere Neuigkeiten gibt es in den nächsten Tagen.
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12.12.05

Welche Nadelstärke für welches Garn?

Gerade für Strickanfänger ist die große Auswahl an verschiedenen Stricknadeln oft verwirrend. Dabei bleibt es zunächst einmal den persönlichen Vorlieben überlassen, ob man sich für gerade Nadeln oder Rundstricknadeln, für Nadeln aus Metall, Plastik, Holz oder Bambus entscheidet. Alle haben ihre eigenen Vor- und Nachteile und eignen sich prinzipiell für jedes Strickprojekt.

Anders sieht das bei der Nadelstärke aus: Sie sollte abhängig vom Garn, vom geplanten Projekt und vom eigenen Strickstil gewählt werden. Stricknadeln sind relativ teuer, und oft auch noch vom Umtausch ausgeschlossen. Deshalb sollte man sich vor dem Kauf ein paar Gedanken über die richtige Nadelgröße machen.

In Deutschland wird bei der Nadelstärke der Durchmesser der Nadel in Millimetern angegeben. Nadelstärke 5,5 bedeutet also zum Beispiel, dass meine Stricknadeln einen Durchmesser von 5,5mm haben. (In den USA funktioniert das System etwas anders. Eine Übersicht über europäische und amerikanische Nadelstärken habe ich am Ende dieses Artikels als Tabelle angehängt.) Die gängigsten Nadelstärken liegen zwischen 2 und 10; es gibt aber auch noch deutlich kleinere und größere Nadeln. (Die größten, die ich bisher gesehen habe, waren 20mm dick.)

Wie entscheide ich jetzt, welche Nadelstärke die richtige für mein Projekt ist?
Zu beachten sind dabei die folgenden drei Dinge:

1. die Garnstärke
2. die eigene Maschenprobe
3. das geplante Projekt

1. Die Garnstärke
Generell gilt: Je dicker das Garn, desto dicker die Nadel, mit der ich es verstricke. Dünnes Sockengarn z.B. wird meist mit Nadeln Stärke 2,5 verstrickt, dickes Effektgarn für Winterschals mit Stärke 8-10. In den meisten Fällen ist auf der Garnbanderole schon angegeben, welche Nadelstärke zu verwenden ist.

Dabei darf man sich aber nicht auf die Garndicke allein verlassen: viele Garne , die auf dem Knäuel gleich oder ähnlich dick aussehen, werden mit unterschiedlichen Nadelstärken verstrickt. Das liegt daran, dass verschiedene Materialien und verschieden verzwirnte Garne sich unterschiedlich verhalten, wenn sie erst einmal verstrickt sind.

2. Die eigene Maschenprobe
Dass auf den Banderolen meist nicht nur eine Stärke angegeben ist, sondern ein Bereich (z.B. 3,5-4,5) liegt daran, dass jeder von uns unterschiedlich strickt. Manche stricken lockerer, manche fester als andere. Oft hängt dies auch vom gerade zu strickenden Projekt ab: ich neige z.B. dazu, bei Fair-Isle-Strickerei deutlich lockerer zu stricken als bei einfarbigen Projekten.

Deshalb ist zusätzlich auch noch eine Maschenprobe auf der Banderole aufgedruckt. Diese gibt die Maschen- und Reihenzahl pro zehn Zentimeter an. Am sinnvollsten ist es, selbst eine Maschenprobe anzufertigen (wie das geht, habe ich hier beschrieben), um diese mit der Angabe auf der Banderole zu vergleichen. Wer mehr Maschen oder Reihen auf zehn Zentimeter gestrickt hat, als angegeben sind, nimmt größere Nadeln, wer weniger Maschen hat, sollte mit kleineren Nadeln stricken.

Wenn in einer Strickanleitung eine Maschenprobe angegeben ist, vergleicht man diese ebenfalls mit der selbst erstellten Maschenprobe. Dabei sollte man darauf achten, ob sich die Angaben in der Anleitung auf glatt rechts gestrickte Teile bezieht, oder ob über einem Muster gemessen wurde. Rippen- und Zopfmuster z.B. ziehen ein Strickstück in der Breite zusammen, kraus rechts Gestricktes ist in der Höhe kürzer als glatt rechts Gestricktes usw. Im Zweifel strickt man die Maschenprobe lieber in dem Muster, in dem auch das fertige Strickstück gearbeitet werden soll, und berechnet die nötige Maschenzahl selbst.

3. Das geplante Projekt
Bei manchen Projekten kann es sinnvoll sein, eine ganz andere Nadelstärke als empfohlen zu benutzen. Wenn ich z.B. mein Strickstück später filzen will, sollte es deutlich lockerer gestrickt sein als üblich. Für locker fallende Schals mit Fallmaschen werden ebenfalls größere Nadeln benutzt. Wenn ein Strickstück besonders fest werden soll, z.B. für eine Tasche, dann ist es sinnvoll, kleinere Nadeln zu nehmen. Es kann also durchaus sein, dass eine Anleitung ungewöhnlich große oder kleine Nadeln empfiehlt.

Je mehr Strickerfahrung man sammelt, desto besser lernt man einzuschätzen, welche Nadeln für welches Garn und welches Projekt am besten geeignet sind. Die eigene Maschenprobe ist dabei ein wichtiges Hilfsmittel. Eine gute Idee ist es auch, alte Maschenproben aufzuheben und dabei zu vermerken, mit welchen Nadeln sie gestrickt wurde. So kann man beim nächsten Projekt mit dem gleichen Garn auf diese Information zurückgreifen.

Mit der Zeit kristallisiert sich bei vielen eine Vorliebe für bestimmte Nadelstärken heraus: Manche mögen die schnellen Erfolge, die sich mit dickem Garn und dicken Nadeln erzielen lassen, andere bevorzugen feine Nadeln für filigrane Lochmusterstrickereien. Bis du deine eigenen Vorlieben kennst, experimentiere einfach ein bisschen mit verschiedenen Stärken. Für den Anfang sind die mittleren Stärken (zwischen 3,5 und 6) ganz gut geeignet; ganz kleine und ganz große Nadeln sind etwas gewöhnungsbedürftiger.

Lass' dich von Angaben auf Banderolen und in Strickanleitungen nicht ins Bockshorn jagen! Letztlich ist es deine Entscheidung, welche Nadelstärke du verwendest. Die wichtigste Regel ist auch hier: wenn das fertige Strickstück so aussieht wie gewünscht, dann ist es richtig.

Viel Spaß beim Stricken!

Nadelstärken in verschiedenen Systemen:
Metric SizesUK SizesUS Sizes
2 mm140
2,25 mm131
2,75 mm122
3 mm11-
3,25 mm103
3,5 mm-4
3,75 mm95
4 mm86
4,5 mm77
5 mm68
5,5 mm59

Metric SizesUK SizesUS Sizes
6 mm410
6,5 mm310 1/2
7 mm2-
7,5 mm1-
8 mm011
9 mm0013
10 mm00015
12 mm-17
16 mm-19
19 mm-35
25 mm-50

11.12.05

FO

Diese Woche sind mal wieder ein paar Sachen fertig geworden. Erstmal wären da diese Armstulpen aus Mega Stoppino von Lana Grossa, nach einer Anleitung aus der Gedifra Moments 1011:
Dazu passend aus dem gleichen Garn ein Stirnband mit Zopfmuster (die Farben wollen bei dem Foto einfach nicht das machen, was man ihnen sagt):
Außerdem sind meine Filzpuschen aus Valentino 127 von Filati (Alpaka-Wollgemisch) fertig. Dafür habe ich einfach übergroße Socken gestrickt und dann in der Waschmaschine gefilzt:

6.12.05

Die verstrickte Dienstagsfrage
Woche 49/2005

Was machst Du, wenn Dein Strickstück einfach nichts werden will? Geduldig immer und immer wieder ausbessern und ribbeln, bis es endlich so geworden ist, wie Du Dir das vorstellst? Oder erstmal ab in die UFO-Ecke, um Dich dann Stunden, Tage oder Monate später nochmals dran zu versuchen? Oder ab damit in die Mülltonne? Oder versuchen die Fehler zu übersehen?
Das hängt davon ab, warum ich das Teil überhaupt stricke. Wenn es mir um das fertige Endprodukt geht, und nicht abzusehen ist, dass es so wird, wie ich es mir vorgestellt habe, dann ribbele ich es i.d.R. auf und versuche eine andere Anleitung oder Herangehensweise.

Wenn es mir allerdings darum geht, eine bestimmte Technik zu erlernen (z.B. Lochmuster, Fair Isle, usw.), dann bin ich schon hartnäckiger und versuche es so lange von vorn, bis ich es richtig hinbekomme.

Trotzdem liegen natürlich einige Sachen in der UFO-Ecke, weil sie im Prinzip schon fertig sind, ich aber erst ganz spät gemerkt habe, dass sie nichts geworden sind. So wie mein einer Pullover, bei dem bloß der Halsausschnitt zu weit ist. Da habe ich dann auch manchmal keine Lust mehr, die letzten Ausbesserungen zu machen.

Kleinere Fehler, die dem ungeübten Auge nicht auffallen, übersehe ich auch gerne mal. Solange das fertige Stück seinen Zweck erfüllt, muss er für mich nicht perfekt sein. Vor allem, wenn der Fehler 'zig Reihen zurück liegt und das Ausbessern mit sehr viel Arbeit verbunden wäre.
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